Dan Rebenich & Jessica Richter

DIE LINKE

1. Förderung der Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit

Der zweite Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz macht genau wie die letzten Kinder und Jugendberichte der Bundesregierung deutlich, dass eine ausreichende Förderung notwendig ist, um nachhaltige und bedarfsgerechte Strukturen für Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit zu schaffen.

Werden Sie sich dafür einsetzen, für die Leistungen der Jugendarbeit mit mind. 5% der Ausgaben der Jugendhilfe auf Landesebene einzuplanen und die Kommunen aufzufordern dies ebenfalls zu tun?

"Ja, dafür werde ich mich einsetzen, da es der Jugendarbeit seit Jahren an Geld fehlt und an dieser Stelle bislang fälschlich gespart wird. Das darf nicht sein. Es ist wichtig, allen Kindern und Jugendlichen Chancengleichheit zu garantieren, Perspektiven zu eröffnen und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen endlich priorisiert werden."

 

2. Verbesserte Bedingungen für ehrenamtliches Engagement

Durch die Pandemie sind aktuell viele Angebote in der Jugendarbeit nur digital machbar. Für Ehrenamtliche schmälert dies zusätzlich die Motivation und die Beteiligungsmöglichkeiten für das Engagement in der Gemeinschaft. Mit bis zu 10 Tagen Freistellung, je nach Bereitschaft der Arbeitgeber, schafft das Land bereits einen kleinen Anreiz für Ehrenamtliche sich zu engagieren. Das führt allerdings zu erheblichen finanziellen Einbußen bei den Ehrenamtlichen.

Wie möchten Sie dazu beitragen, in Rheinland-Pfalz die Ehrenamtskultur in der Jugendarbeit nicht nur mit "warmen" Worten zu fördern?

"Das Gewähren von steuer- und sozialversicherungsabgabefreien Aufwandsentschädigungen und die Erstattung von Barauslagen gedeckt durch ein Fond, wie DIE LINKE. es in Sachsen-Anhalt fordert, wäre eine Möglichkeit, für die ich mich einsetzen würde. Gerade in solch einer Krise muss dem Ehrenamt merklich gewürdigt werden. Auch versicherungstechnisch sollte das Ehrenamt künftig besser versorgt werden. Dafür gilt es zu kämpfen."


3. Partizipation junger Menschen strukturell verankern

Grundlage für die Weiterentwicklung von Städten und Dörfern sind Planungen und Entscheidungen, an denen sich junge Menschen selten bis gar nicht beteiligen oder nach ihrer Meinung gefragt werden, obwohl sich fast alle Maßnahmen unmittelbar auf ihre Lebenswelt und Zukunft auswirken. Dabei sollte es zum Beispiel in der Bauplanung nicht nur um Lage und Ausstattung von Spielplätzen gehen, sondern generell um die Planung einer jugendgerechten Kommune.

Wie werden Sie sich für eine flächendeckend strukturelle Verankerung der Kinder- und Jugendbeteiligung in Form der Änderung von §16c der Gemeindeordnung in eine „Muss-Vorschrift“ einsetzen, so dass zukünftig grundsätzlich in allen Bereichen kommunaler Entscheidungen, auch bei Wahlen, die Belange von Kindern und Jugendlichen gehört und junge Menschen beteiligt werden müssen?

"Es wird immer noch über Kinder, Jugendliche und deren Bedürfnisse philosophiert, anstatt diese aktiv miteinzubeziehen. Wir, als Partei DIE LINKE. betrachten das als problematisch. Die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen müssen zukünftig maßgeblich gefördert werden! Zum einen wäre es notwendig den Satz des §16c der Gemeindeordnung: ,,Die Gemeinde soll bei Planungen und Vorhaben, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen berühren, diese in angemessener Weise beteiligen.’’, in eine ,,Muss-Vorschrift’’ umzuformulieren. Ich setze mich dafür ein, dass es zudem flächendeckend Jugendgemeinderäte geben soll, die aktiv gefördert werden, um bei solchen Angelegenheiten gehört und in die Entscheidung mit einbezogen zu werden. Dies würde ich als Zusatz zum Paragraphen einreichen."


4. Haltung zeigen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und mehr Ressourcen für Politische Bildung und Demokratiebildung für Kinder und Jugendliche
Der Kreisjugendring steht für Offenheit und Vielfalt und stellt sich klar gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus und andere Formen der Ausgrenzung. Im 16. Kinder-und Jugendbericht wird die Relevanz unserer Arbeit als Träger der politischen Bildung bei jungen Menschen ausführlich betont. Antidemokratische Entwicklungen in der Gesellschaft und die Auswirkungen der Pandemie stellen eine besondere Herausforderung auch für alle Akteur*innen in der Jugendarbeit dar.
Wie werden Sie im Sinne einer lebendigen und offenen Gesellschaft mit menschenfeindlichen Gruppierungen umgehen, um die Werte unserer Demokratie schützen? Wie werden Sie die politische Bildung in der Jugendarbeit für und mit jungen Menschen fördern und ausstatten?
 

"Rassismus, Sexismus und Diskriminierung jeglicher Form gilt es klar und deutlich entgegen zu treten. Es ist wichtig, dass wir mit Aufklärungskampagnen darüber informieren und strukturelle Missstände, die diese Phänomene fördern, aufdecken und bekämpfen. Durch Vorfälle wie in Hanau, durch Berichte von Polizeigewalt bei Black Lives Matter Demonstrationen und durch die Existenz offen rassistischer Parteien und Gruppierungen werden wir immer wieder daran erinnert, dass auch im 21. Jahrhundert für eine offene und tolerante Gesellschaft aktiv gekämpft werden muss. Das gilt es in die Parlamente zu tragen. 

Was ich persönlich tue: Auf die Straße gehen, um für die Rechte von Minderheiten einzustehen und mit Menschen ins Gespräch kommen, um Fehlverhalten und Sprachgebrauch zu überdenken und notwendige Aufklärungsarbeit voranzutreiben."

Wie werden Sie die politische Bildung in der Jugendarbeit für und mit jungen Menschen fördern und ausstatten?

"Da ich der festen Überzeugung bin, dass die politische Bildung eine elementare Rolle in der Jugendarbeit spielen muss, werde ich mich für eine dieser Wichtigkeit angepassten Förderung und Ausstattung der Jugendarbeit einsetzen. In Zeiten der Corona-Pandemie haben wir die Wichtigkeit digitaler Infrastruktur erneut demonstriert bekommen - Lernen wir daraus und statten wir die Jugendarbeit mit zeitgerechter Technik aus. Unter der Politik konservativer und neoliberaler Parteien stehen Sozialkürzungen auf dem Tagesplan - Schützen wir unsere Jugendarbeit und statten sie finanziell angebracht aus, sodass Rücklagen gebildet werden können, die Sicherheit in politisch schweren Zeiten garantieren."


5. Mobilität – ökologisch und jugendgerecht

Junge Menschen haben ein Interesse daran, sich nachhaltig fortzubewegen. Um zu weiterführenden Schulen, Berufsschulen oder Ausbildungsstätten zu gelangen, ist diese Mobilität genauso erforderlich wie beim Engagement im Verein oder beim Besuch des Jugendtreffs. Mit einem kostenlosen und gut ausgebauten ÖPNV können junge Menschen flächendeckend und ökologisch mobil sein.

Wie werden Sie sich dafür stark machen, ein kostenloses Bildungsticket in Rheinland-Pfalz für junge Menschen, Auszubildende, Schüler*innen, Freiwilligendienstleistende und Juleica-Inhaber*innen einzuführen?

 

"Für mich und meine Partei ist der flächendeckende, kostenlose ÖPNV die einzig verantwortungsvolle und zukunftsorientierte Option. Wir möchten das Recht aller auf Mobilität gewährleisten, das Klima schützen und den sozialen Aspekt des Personenverkehrs stärken. Der öffentliche Nahverkehr muss attraktiv gemacht werden, wozu ein Ausbau der angeschlossenen Fläche, eine Erhöhung der Taktung und schließlich ein drastischer Rückgang der Ticketpreise bis hin zum kostenlosen ÖPNV notwendig ist."


6. Klimaschutz und Klimagerechtigkeit – unser aller Zukunft retten

Der Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, denn reine Luft, sauberes Wasser, fruchtbare Böden und die Tier- und Pflanzenvielfalt sind die Grundlage jeden Lebens. Viele junge Menschen haben diese Verantwortung erkannt und setzen sich mit Nachdruck für eine nachhaltige, sozial gerechte und ökologische Entwicklung ein. Als Jugendverbände engagieren wir uns verstärkt für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung. Doch die sozial-ökologische Transformation können wir nur gemeinsam schaffen.

Wie werden Sie die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und die 2015 vereinbarten Klimaziele von Paris bei Ihren Entscheidungen im Landtag berücksichtigen?

 

"Der Klimaschutz ist einer meiner Hauptschwerpunkte in diesem Wahlkampf. Persönlich setze ich mich seit mehreren Jahren aktiv, in Form von politischer Bildung und Aktivismus, für Klimagerechtigkeit und eine nachhaltige Zukunft ein. Es ist mir also ein wichtiges Anliegen bei jeder meinen Entscheidungen und Forderungen unsere Umwelt zu berücksichtigen und dementsprechende Anreize zu schaffen, damit jede*r Bürger*in in Zukunft sozial-gerechte Entscheidungen für den Klimaschutz treffen kann."


7. Auswirkungen von Corona auf die Jugendarbeit

Die Corona-Pandemie, unter deren Folgen gerade auch junge Menschen zu leiden haben, zeigt auf, wie eng Digitalisierung, Kinder- und Jugendarmut und Chancengleichheit miteinander verwoben sind. Nicht nur zur Teilhabe an schulischer Bildung, sondern auch am sozialen Leben und zur Realisierung von Angeboten der Jugendarbeit werden digitale Zugänge benötigt. Besonders im ländlichen Raum mangelt es noch immer am notwendigen Breitbandausbau und einer flächendeckenden Netzabdeckung. Viele Kinder und Jugendliche haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, um sich mit adäquaten Endgeräten auszustatten.

Welche Maßnahmen planen Sie, um der strukturellen Benachteiligung und der sozialen Ungleichheit von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken?

 

"Bildung ist ein Menschenrecht. Ich setze mich daher grundsätzlich für eine Schule für alle ein. Dies beinhaltet das Abschaffen von Bildungsungleichheiten primärer und sekundärer Natur. Weder der familiäre Hintergrund, noch Willkür im Bildungssystem sollten über die Bildungsqualität von Kindern und Jugendlichen entscheiden. Eine Reform des Bildungssystems ist dazu unerlässlich - Die frühe Unterteilung der Bildungseinrichtungen nach der 4. Klasse bildet nachweislich ein Hindernis auf dem Weg zur Chancengleichheit. Viel zu häufig spielt die finanzielle oder kulturelle Stellung der Familien eine Rolle - Lernmittel und Mensaessen müssen kostenlos sein, die digitale Infrastruktur auf dem Land mit dem Ausbau von Glasfaserleitungen angepasst werden und die Mobilität von Kindern und Jugendlichen sichergestellt werden. Schule muss wieder als Erfahrungs- und Lernraum verstanden werden, in dem die Förderung junger Menschen vor Prüfungsstress und Leistungszwängen steht. Zu diesem Zweck müssen wir mit der Sparpolitik brechen. An unserer Zukunft lässt sich nicht sparen!"


8. Jugendamt Stadt Bad Kreuznach - Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft in kreisangehörigen Städten

In der Debatte um das Jugendamt der Stadt Bad Kreuznach wurde viel über Qualität gesprochen, aber ausschlaggebend für eine Abgabe ist die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Landkreis und Stadt werden vom Land bisher unterschiedlich mit Schlüsselzuweisungen zur Refinanzierung der Jugendhilfe bedacht. Dazu muss zwischen Landkreis und Stadt eine ergänzende Finanzvereinbarung getroffen werden, ohne eindeutige Rechtsgrundlage und lediglich mit dem Verweis auf eine angemessene Interessenquote der Stadt. Das Land ist gefragt, die Gebietskörperschaften von dieser belasteten Situation zu befreien und für alle Beteiligten Rechts- und Finanzsicherheit zu schaffen.

Werden Sie sich für eine Reform der Finanzausgleichszahlungen in Rheinland-Pfalz einsetzen, um damit langfristig auch den Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft bei kreisangehörigen Städten zu gewährleisten?
"Ja, das werde ich. Der Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft ist unerlässlich. Keine Kompromisse."