Torsten Straube

FDP

1. Förderung der Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit

Der zweite Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz macht genau wie die letzten Kinder und Jugendberichte der Bundesregierung deutlich, dass eine ausreichende Förderung notwendig ist, um nachhaltige und bedarfsgerechte Strukturen für Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit zu schaffen.

Werden Sie sich dafür einsetzen, für die Leistungen der Jugendarbeit mit mind. 5% der Ausgaben der Jugendhilfe auf Landesebene einzuplanen und die Kommunen aufzufordern dies ebenfalls zu tun?

"Generell halte ich dies für ein gutes Ziel, im Detail muss man sich dann ansehen, welche Maßnahmen darunter fallen und welches Volumen dabei die Basis bildet. Wichtig ist jedenfalls, dass die Jugendarbeit zielgerichtet gefördert wird."

 

2. Verbesserte Bedingungen für ehrenamtliches Engagement

Durch die Pandemie sind aktuell viele Angebote in der Jugendarbeit nur digital machbar. Für Ehrenamtliche schmälert dies zusätzlich die Motivation und die Beteiligungsmöglichkeiten für das Engagement in der Gemeinschaft. Mit bis zu 10 Tagen Freistellung, je nach Bereitschaft der Arbeitgeber, schafft das Land bereits einen kleinen Anreiz für Ehrenamtliche sich zu engagieren. Das führt allerdings zu erheblichen finanziellen Einbußen bei den Ehrenamtlichen.

Wie möchten Sie dazu beitragen, in Rheinland-Pfalz die Ehrenamtskultur in der Jugendarbeit nicht nur mit "warmen" Worten zu fördern?

"Generell liegt mir die Arbeit der Ehrenamtlichen am Herzen, damit natürlich auch der in der Jugendarbeit engagierten Menschen. Eine Förderung kann ich mir durch eine Aufwertung der von Ehrenamtlichen geleisteten Arbeit vorstellen, mehr Berichte dazu und auch einer verbesserten steuerlichen Berücksichtigung der Aufwendungen für das Ehrenamt. Hinzu kommt die Förderung von Vereinen, in denen ja auch sehr viel Jugendarbeit geleistet wird "


3. Partizipation junger Menschen strukturell verankern

Grundlage für die Weiterentwicklung von Städten und Dörfern sind Planungen und Entscheidungen, an denen sich junge Menschen selten bis gar nicht beteiligen oder nach ihrer Meinung gefragt werden, obwohl sich fast alle Maßnahmen unmittelbar auf ihre Lebenswelt und Zukunft auswirken. Dabei sollte es zum Beispiel in der Bauplanung nicht nur um Lage und Ausstattung von Spielplätzen gehen, sondern generell um die Planung einer jugendgerechten Kommune.

Wie werden Sie sich für eine flächendeckend strukturelle Verankerung der Kinder- und Jugendbeteiligung in Form der Änderung von §16c der Gemeindeordnung in eine „Muss-Vorschrift“ einsetzen, so dass zukünftig grundsätzlich in allen Bereichen kommunaler Entscheidungen, auch bei Wahlen, die Belange von Kindern und Jugendlichen gehört und junge Menschen beteiligt werden müssen?

"Ich begrüße es, wenn sich junge Menschen in der Gemeinde und auch in politischen Fragen engagieren. Dies soll und muss gefördert werden. Dabei sehe ich es aber als wichtiger an, dass die Gemeinde Voraussetzungen dafür schafft, dass das stattfinden kann. Spontan denke ich da an das zur Verfügung Stellen geeigneter Räume, die auch entsprechend ausgestattet sind, damit diese Arbeit stattfinden kann. Gerade da haben es Jugendliche schwerer als andere gesellschaftliche Gruppierungen.
Aus der “Soll” eine “Muss” Regel zu machen geht mir allerdings zu weit. Ich bin dabei jedoch überzeugt, dass jede Gemeinde gute und kreative Vorschläge, die aus der Jugend kommen, gerne aufnimmt und in ihre Entscheidungsfindung einbindet. Konstruktive und transparente Zusammenarbeit der Gemeinde sollte ja mit allen Gesellschaftsgruppen stattfinden und gepflegt werden. Gerne unterstützt durch engagierte und kompetente Berichterstattung."


4. Haltung zeigen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und mehr Ressourcen für Politische Bildung und Demokratiebildung für Kinder und Jugendliche
Der Kreisjugendring steht für Offenheit und Vielfalt und stellt sich klar gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus und andere Formen der Ausgrenzung. Im 16. Kinder-und Jugendbericht wird die Relevanz unserer Arbeit als Träger der politischen Bildung bei jungen Menschen ausführlich betont. Antidemokratische Entwicklungen in der Gesellschaft und die Auswirkungen der Pandemie stellen eine besondere Herausforderung auch für alle Akteur*innen in der Jugendarbeit dar.
Wie werden Sie im Sinne einer lebendigen und offenen Gesellschaft mit menschenfeindlichen Gruppierungen umgehen, um die Werte unserer Demokratie schützen? Wie werden Sie die politische Bildung in der Jugendarbeit für und mit jungen Menschen fördern und ausstatten? Wie werden Sie die politische Bildung in der Jugendarbeit für und mit jungen Menschen fördern und ausstatten? 

"Jegliche Diskriminierung, egal ob wegen Herkunft, Glauben oder sexueller Orientierung lehne ich ab. Die Vielfalt unserer Gesellschaft wird doch bereichert durch die Vielfalt Aller.
Klar, dabei sind die Regeln unseres Staates einzuhalten, und auch das gilt für uns Alle.
Vorbehalte oder Ausgrenzungen lassen sich am besten dadurch aus der Welt schaffen, dass man sich kennt und miteinander redet."


5. Mobilität – ökologisch und jugendgerecht

Junge Menschen haben ein Interesse daran, sich nachhaltig fortzubewegen. Um zu weiterführenden Schulen, Berufsschulen oder Ausbildungsstätten zu gelangen, ist diese Mobilität genauso erforderlich wie beim Engagement im Verein oder beim Besuch des Jugendtreffs. Mit einem kostenlosen und gut ausgebauten ÖPNV können junge Menschen flächendeckend und ökologisch mobil sein.

Wie werden Sie sich dafür stark machen, ein kostenloses Bildungsticket in Rheinland-Pfalz für junge Menschen, Auszubildende, Schüler*innen, Freiwilligendienstleistende und Juleica-Inhaber*innen einzuführen?

 
"Mobilität ist für Jugendliche wichtig. Hier muss es gute und günstige Angebote, gerade für Jugendliche geben, im ÖPNV geben. Dabei sind nicht nur Jugend-gerechte Preise sondern auch Sicherheit, eine gute Taktung und ein Angebot auch in den Morgen- und Abendstunden wichtig."


6. Klimaschutz und Klimagerechtigkeit – unser aller Zukunft retten

Der Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, denn reine Luft, sauberes Wasser, fruchtbare Böden und die Tier- und Pflanzenvielfalt sind die Grundlage jeden Lebens. Viele junge Menschen haben diese Verantwortung erkannt und setzen sich mit Nachdruck für eine nachhaltige, sozial gerechte und ökologische Entwicklung ein. Als Jugendverbände engagieren wir uns verstärkt für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung. Doch die sozial-ökologische Transformation können wir nur gemeinsam schaffen.

Wie werden Sie die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und die 2015 vereinbarten Klimaziele von Paris bei Ihren Entscheidungen im Landtag berücksichtigen? 

"Als Vater von zwei Kindern und auch als langfristig denkendem Ökonom sind mir Gesundheit und der Erhalt unseres Lebensraums wichtig. Dazu gehört ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen in allen Bereichen. Hohe Qualitätsstandards und die Achtung vor der Natur und allen Lebewesen sichern uns hierbei eine gesunde Umwelt und ermöglichen nachhaltigen Erfolg von Unternehmen."


7. Auswirkungen von Corona auf die Jugendarbeit

Die Corona-Pandemie, unter deren Folgen gerade auch junge Menschen zu leiden haben, zeigt auf, wie eng Digitalisierung, Kinder- und Jugendarmut und Chancengleichheit miteinander verwoben sind. Nicht nur zur Teilhabe an schulischer Bildung, sondern auch am sozialen Leben und zur Realisierung von Angeboten der Jugendarbeit werden digitale Zugänge benötigt. Besonders im ländlichen Raum mangelt es noch immer am notwendigen Breitbandausbau und einer flächendeckenden Netzabdeckung. Viele Kinder und Jugendliche haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, um sich mit adäquaten Endgeräten auszustatten.

Welche Maßnahmen planen Sie, um der strukturellen Benachteiligung und der sozialen Ungleichheit von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken?

 
"Corona wirkt hier wie ein Brennglas, durch das unsere strukturellen Defizite umso sichtbarer werden. Neben einem schnellen Ausbau der digitalen Infrastruktur im Land und den Schulen ist dabei auch wichtig, dass Unterricht dann auch digital und kompetent angeboten wird. Hier sehe ich ein wichtiges Aufgabenfeld um den Unterricht und die Unterrichtsform auf das digitale Zeitalter anzupassen. Es braucht engagierte Lehrer, eine gute digitale Infrastruktur und die Endgeräte sollten in Form einer Ausleihe den Schülern zur Verfügung gestellt werden. Es darf nicht sein, dass der Wohnort oder das Einkommen darüber entscheiden, ob ein Schüler Zugang zu Bildungsangeboten hat oder nicht."


8. Jugendamt Stadt Bad Kreuznach - Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft in kreisangehörigen Städten

In der Debatte um das Jugendamt der Stadt Bad Kreuznach wurde viel über Qualität gesprochen, aber ausschlaggebend für eine Abgabe ist die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Landkreis und Stadt werden vom Land bisher unterschiedlich mit Schlüsselzuweisungen zur Refinanzierung der Jugendhilfe bedacht. Dazu muss zwischen Landkreis und Stadt eine ergänzende Finanzvereinbarung getroffen werden, ohne eindeutige Rechtsgrundlage und lediglich mit dem Verweis auf eine angemessene Interessenquote der Stadt. Das Land ist gefragt, die Gebietskörperschaften von dieser belasteten Situation zu befreien und für alle Beteiligten Rechts- und Finanzsicherheit zu schaffen.

Werden Sie sich für eine Reform der Finanzausgleichszahlungen in Rheinland-Pfalz einsetzen, um damit langfristig auch den Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft bei kreisangehörigen Städten zu gewährleisten?

"Es ist mir wichtig, dass Jugendarbeit kontinuierlich und zielgerichtet stattfindet, alle erreicht und auf sicheren, planbaren finanziellen Grundlagen steht. Insofern stehe ich allen Konzepten, die eine nachhaltige Jugendarbeit sichern und fördern offen gegenüber."